Case Study

Ein klarer Plan als Startpunkt
für phygitale Gästeerlebnisse

Facetten der Erlebnis- und Kundenzentrierung zeigen sich beinahe in keiner Branche so offensichtlich wie im Tourismus. Viele touristische Leistungsträger haben aber noch immer kein ganzheitliches und vor allem kontaktpunktübergreifendes Bild über das angestrebte Zielerlebnis. Wieso es diesen klaren Plan gerade auch für eine zielgerichtete Digitalisierung braucht, zeigen die Titlis Bergbahnen eindrücklich vor.

i 3 Inhaltsübersicht

Herausforderung

Höhenflüge auf dem Klettersteig – Tiefgang in der Gletschergrotte. Nervenkitzel im Adventure Park – gastronomischer Genuss auf 3’020 Metern. Schneevergnügen vom Frühherbst bis Spätfrühling – sommerliches Feriengefühl mit Naturabenteuer. Kurzum: Engelberg-Titlis bietet zahlreiche Spielformen für einmalige Erlebnisse. Den Titlis Bergbahnen kommt dabei eine zentrale Rolle innerhalb der Destination zu. Um dieser sowohl in der physischen als auch digitalen Welt vollumfänglich gerecht zu werden, ging man die folgenden vier Herausforderungen gezielt an:

  1. Die Titlis Bergbahnen haben zahlreiche Kontaktpunkte mit ihren Kunden – seien dies loyale Titlis-Fans oder internationale Einmalbesucher. Wie können diese einzelnen Touchpoints für die verschiedenen Kunden-Personas zu einer durchgängigen Reise verbunden und mit der eigenen Wertschöpfungskette abgestimmt werden?

  2. Für das Unternehmen geht es sowohl in der Schweiz als auch im internationalen Markt darum, eine Präferenz für den Titlis und die damit verbundenen Angebote zu generieren. Wie kann dies auf den verschiedenen Kanälen – von der Bekanntheit über die Evaluation bis hin zur Buchung – konsistent und zielgruppenrelevant orchestriert werden?

  3. Kommunikation ist dann erfolgreich, wenn sie relevant ist. Nur so wird aus einer Einbahn-Beziehung eine wechselseitige Interaktion. Organisations- und Daten-Silos können ein Unternehmen dabei entscheidend hemmen. Wie können die Titlis Bergbahnen entlang der gesamten Erlebnisketten gezielte Interaktionen und Micro-Conversions generieren? Und was braucht es für ein integriertes Lead- und Kontaktdaten-Management

  4. Convenience spielt nicht nur während dem Aufenthalt, sondern entlang der ganzen Erlebniskette eine entscheidende Rolle. Träger dafür sind oft Prozesse, welche intern von Mitarbeitenden und extern gegenüber dem Kunden gelebt werden. Wie müssen diese ausgestaltet sein, um das Zielerlebnis zu erreichen? Wo gibt es noch Lücken und fehlende Fähigkeiten? Wie können digitale Workflows die Arbeit effektiv unterstützen? Und was bedeutet dies für die technischen Anforderungen und die ICT-Architektur?
FCL Team im Stadion

Lösung

All diese beschriebenen Herausforderungen wurden durch eine stringente Abfolge von logischen Schritten angegangen – stets mit dem Ziel, ein stabiles Fundament für künftige Umsetzungen im digitalen Bereich liefern und mögliche Organisationssilos aufbrechen zu können.

 

Schritt 1: Zielbild des künftigen Gästeerlebnisses

Bevor man mit den Guest Journey Phasen, den verschiedenen Kunden-Flows und dem Soll-Erlebnis an den einzelnen Touchpoints startet, muss man zuerst drei konkrete Dinge klären:

  1. Personas / Zielgruppen: Für wen machen wir das Ganze? Wer durchschreitet unsere Kundenreise? Und auf welche zentralen Persona-Cluster fokussieren wir uns?
  2. Bedürfnisse: Welche Wünsche, Einstellungen und Treiber müssen wir während dem Erlebnis berücksichtigen? Und wie sehen sie für die einzelnen Persona-Cluster aus?
  3. Positionierung: Wie positionieren wir uns als Tourismusorganisation? Für welche Markenattribute wollen wir bei den Kunden stehen – wie gut schaffen wir das heute bereits? Und wie beweisen wir diese Marken-Versprechen tagtäglich?

Diese strategischen Grundlagen ziehen sich als roten Faden durch die gesamte Erlebniskette. Bei jedem Kontaktpunkt fragt man sich also, für welchen Persona-Cluster (Gruppentourist, Tour Leader / Operator, Individualtourist (FIT), Ski- und Wintersportler, etc.) der Touchpoint relevant ist, welche Bedürfnisse wie befriedigt werden und wie die eigenen Markenattribute im Soll-Erlebnis zur Geltung kommen können.

Im oberen Bereich der Guest Journey Map sind neben der Emotionskurve (Involvement Levels) und den Kunden-Rückflüssen in vordere Phasen (Wiederbesuche, Empfehlungen, etc.) auch elf Hauptaufgaben der Titlis Bergbahnen während den verschiedenen Erlebnisphasen verortet. Von der Awareness-Generierung als Ski- und Ausflugsdestination über die gezielte Schaffung von Vorfreude und Information vor dem Besuch bis zum authentischen und angenehmen Erlebnis am Berg.

Zahlreiche Kontaktpunkte in sechs Hauptphasen (Bekanntheit / Image, Evaluation, Buchung, Pre Travel, Travel, Post Travel) sollen die künftige Titlis Experience ausmachen. Nicht jeder Touchpoint gehört aber zur Reise eines bestimmten Persona-Clusters. Genau hier kommen die Kunden-Flows ins Spiel. Für die verschiedenen Zielgruppen wie «Skifahrer», «Familien» (beide Individualtourist) und «internationaler Gast» (Gruppentourist) wurde ein detailliertes Leitungssystem visualisiert, welche sämtliche Schritte (physisch und digital) der betreffenden Zielgruppe sichtbar macht. So können auch aktuelle Engpässe (fehlende Fähigkeiten, zu kleine Kapazitäten, etc.) und ungenutztes Datenpotenzial direkt aufgedeckt werden.

FCL Cupsieger Trikot Tool

Durch die Verschmelzung der verschiedenen Sichten (Marketing Funnel-Phasen, Customer Journey, Touchpoints, etc.) entsteht ein Big Picture, welches einen holistischen und vor allem integrierten Blick auf das künftige Erlebnis ermöglicht. Verbindungen, Zusammenhänge und Synergien können so ganzheitlich ausgestaltet werden, was schlussendlich die Grundlage für ein Gesamterlebnis ohne unnötige User-Hürden und Kunden-Barrieren bildet.

Markus Krienbühl FC Luzern
«Eine gästezentrierte Digitalisierung funktioniert nicht ohne klare Strategie. Mit yawave haben die Titlis Bergbahnen nicht nur einen strategischen Begleiter, sondern auch einen erfahrenen Umsetzungspartner.»

Peter Lehmann
Verantwortlicher digitale Projekte,
Titlis Bergbahnen

Schritt 2: Prozesslandkarte und Digitalisierungspotenziale

Eine wirksame und effiziente Digitalisierung basiert auf gewissen Standards. Darum müssen nicht nur Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Organisationsteilen verstanden, sondern auch etablierte Vorgänge neu gedacht werden. Sichtbare und explizite Prozesse sind die Grundlage, um sich mit entscheidenden Fragen beschäftigen zu können: Welche Kernprozesse sind entscheidend? Wie sieht die aktuelle Maturität in den verschiedenen Geschäftsbereichen aus und wo bestehen heute Lücken? Wie sieht der angestrebte Soll-Prozess aus und welche Teile können überhaupt digitalisiert werden? Und was ergibt dies schlussendlich für technische Anforderungen?

All diese Fragen wurden durch den zweiten Schritt geklärt. Mit der Process Map schaffte man zu Beginn ein Überblick über sämtliche Prozesse in den verschiedenen Geschäftsbereichen. Folgende Bereiche wurden dabei näher angeschaut:

  • Managementprozesse (Führung Geschäftsbereiche)
  • Supportprozesse (Finanzen, Personal, Business Development, Projekte, etc.)
  • Kernprozesse / Wertschöpfung (Marketing, Verkauf, Buchung, Hotellerie, Transport, Gastronomie, Aktivitäten und Shops)
  • Infrastruktur & Beschaffung (ICT, Technik, Bau, Einkauf, etc.)

Sobald ein Big Picture über die Aufbauorganisation, die verschiedenen Geschäftsbereiche und die darin enthaltenen Hauptprozesse vorhanden war, konnte mit der eigentlichen Prozessanalyse begonnen werden. Bei jeder Aufgabe innerhalb eines Bereichs wurde angeschaut, welche Prozesse sich abspielen, welche Fähigkeiten es dazu braucht (IT & Know-how), inwiefern die Fähigkeiten bereits abgedeckt werden (Maturität), in welcher Häufigkeit der Hauptprozess vorkommt (Mengengerüst) und welche Kennzahlen zur Überwachung der Prozesse relevant sind. Somit werden nicht nur sämtliche Prozesse, sondern auch alle vorhandenen Lücken auf einen Blick sichtbar.

FCL Fan Voting Tool
Aus den analysierten Hauptprozessen wurden in einem nächsten Schritt zentrale Teilprozesse ausgewählt, welche einen entscheidenden Einfluss auf das definierte Soll-Erlebnis (Schritt 1) und die digitalen Handlungsfelder der Titlis Bergbahnen haben. Das in den Köpfen der Mitarbeitenden gespeicherte Prozesswissen wurde durch Einzel-Interviews abgeholt und in einem gemeinsamen Workshop in Richtung Soll-Zustand getrieben. Dabei wurden auch direkt digitale Anforderungen des angestrebten Soll-Prozesses abgeleitet und der Visualisierung zugeordnet. Diese prozessnahen Anforderungen wurden mit den erlebnisrelevanten Ideen und Massnahmen aus Schritt 1 in konkrete User Stories gepackt, um eine kundenzentrierte Grundlage für die konkreten Umsetzungen zu liefern. Die User Stories helfen den Titlis Bergbahnen also vor der Umsetzungsphase den Blick der Gäste einzunehmen und so diejenigen Ideen weiterzuverfolgen bzw. zu priorisieren, welche auch einen Wert für die Endnutzer haben.
Markus Krienbühl FC Luzern

«Als Tourismusbetrieb ist es unser täglicher Antrieb, die eigene Marke erlebbar zu machen. Das gemeinsam mit yawave verankerte Zielbild hilft uns dabei, den Gast bei jeder einzelnen Aktivität mitzudenken.»

Urs Egli
Leiter Marketing,
Titlis Bergbahnen

Schritt 3: Architektur Titlis-Systemlandschaft und Digital Roadmap

Technologie ist kein Selbstzweck, sondern Ermöglicher des Endkunden-Erlebnis. Darum muss die Auswahl von Systemen und Software-Komponenten von der definierten Experience geleitet sein. Titlis musste also die Frage klären, wie die künftige ICT-Systemlandschaft in Bezug auf den Aufbau, die Wirkungsmöglichkeiten und die verwendeten Technologien aussehen soll, um die definierten Anforderungen und somit das Zielerlebnis umsetzen zu können.

FCL Tool Nachwuchs
Neben einem konkreten Bauplan mit sämtlichen verorteten Systemen wurden auch diverse Ziele für die künftige Informationsarchitektur der Titlis Bergbahnen formuliert und festgehalten. Auf Grundlage dieser Ziele wurden für die erkannten Lücken und Schwachstellen in der Systemlandschaft geeignete Systeme und Applikationen definiert. Klare Anforderungen an die künftige System-Architektur auf Basis von kundenzentrierten Erlebnissen und geschäftsrelevanten Prozessen führen nicht nur zu einer sinnvolleren Ressourcen-Allokation, sondern senken auch das Risiko von Fehlinvestitionen in ungeeignete Software- und Systemkomponenten.

Der letzte Schritt vor der konkreten Umsetzungsphase war die Erstellung einer detaillierten Roadmap mit sämtlichen angestrebten Digital-Projekten. Diese hilft den Titlis Bergbahnen, die zahlreichen Handlungsfelder und darunter liegenden Massnahmen schrittweise und in der richtigen Reihenfolge anzugehen.

Ergebnis

Die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Konnte das Hauptziel der Vorphase, ein organisationsübergreifendes Strategie-Fundament zu legen, erreicht werden? Definitiv. Wie bei einem Hausbau sorgt auch dieser strategische Unterbau für die nötige Stabilität und Sicherheit, um in weiteren Schritten die digitalen Handlungsfelder zum Leben erwecken und die Wirksamkeit der digitalen Reise durch das verankerte Zielbild zu jedem Zeitpunkt überprüfen zu können.

Folgende Artefakte und Instrumente dienen den Titlis Bergbahnen in den nächsten 3-5 Jahren als strategischer Kompass und helfen die kundenzentrierte Digitalisierung in der Umsetzungsphase zu leben:

  • Kundenerlebnis: Guest Experience Map, priorisierte Ideen- / Massnahmenliste und Roadmap «Titlis Future Experience»
  • Prozesse: Organization Map und drei Handbücher («Comms / Marketing», «Daten / CRM» & «Sales / Shop») mit Prozess-Beschreibung / -Visualisierung
  • Architektur & Anforderungen: ICT-Architektur, Systemempfehlungen, User Stories und Digital Roadmap (Einplanung Handlungsfelder für Umsetzung)
Hat man als Organisation erst einmal einen klaren Plan, lassen sich einzelne Massnahmen und Ideen schnell und zielführend umsetzen. Das zeigt sich auch bei den Titlis Bergbahnen, die gemeinsam mit yawave nahtlos Umsetzungen wie automatisierte Pre- / Post-Communication, kanalübergreifendes Content Marketing, zentrale und nutzbare Kundendaten (CDP) und personalisierte Gästeinteraktionen anpacken – der Startschuss für eine einmalige Digitalisierungsreise.

Erfolgsfaktoren

Strategische Grundlagenarbeiten dürfen innerhalb eines Projekts niemals dem Selbstzweck dienen und müssen stets eine direkte Zugkraft in Richtung des Soll-Bildes haben. Der gewählte «Big Picture»-Ansatz (holistisches Mapping statt Folienflut) hat dabei ein organisationsübergreifendes Verständnis für die eigenen Kunden, die zugrunde liegende Wertschöpfungskette und das Gesamterlebnis «Titlis» geschaffen.

Für den in den letzten paar Minuten aufgezeigten Weg waren einige Faktoren von entscheidender Bedeutung und sollten daher in einem solchen Prozess unbedingt beachtet werden:

Organisationssilos aufbrechen

Frühzeitig verschiedene Personen, Funktionen, Abteilungen und Mindsets in Projekt einbinden

Big Picture entwickeln

Strategie, Kundenerlebnis, Prozesse und digitale Systeme auf einen Blick zugänglich machen

SOLL als Handlungstreiber sehen

Strategische Vorprojekte müssen stets eine Zugkraft in Richtung SOLL-Zustand entfalten

Gaps ungefiltert aufdecken

Durch einen Vergleich der IST- und SOLL-Situation Lücken und Potenziale aufzeigen

Gemeinsame Ziel-Vorstellung schaffen

Festgehaltenes Zielbild gegen innen bildet die Grundlage für ein konsistentes Kundenerlebnis

Prozesse explizit machen

Bevor man Prozesse digitalisiert, müssen sie detailliert beschrieben und visualisiert werden

Künftige Systemlandschaft skizzieren

Systeme und Softwarekomponenten in einer Architektur verorten und aufeinander abstimmen

Priorisierung mitdenken

Egal ob Einzelidee oder Initiative: Gewichtung nach Aufwand, Dringlichkeit und Wirkung

Gemeinsam Erfolgsgeschichten schreiben.